Jubiläumsfeier der AWO Metropolregion Rhein-Neckar
AWO Neckar-Odenwald
„Jetzt habt Ihr den Job – macht ihn gut!“
Im Zeichen des 100-jährigen Bestehens der Arbeiterwohlfahrt feierten die AWO Kreisverbände der Metropolregion Rhein-Neckar am 22. Juni 2019 gemeinsam in der Alten Mälzerei Mosbach. Das Fazit der Feier: Die Anliegen und Werte der AWO sind heute genauso gültig wie 1919 und die Arbeit des großen deutschen Wohlfahrtsverbandes ist wichtiger denn je.
Den angereisten Haupt- und Ehrenamtlichen aus den Kreisverbänden Neckar-Odenwald, Mannheim, Bergstraße, Frankenthal, Heidelberg und Rhein-Neckar wurde ein überaus lebendiges Programm geboten: Neben einer hochkarätigen Festrede gab es eine interessante Talk-Runde; zudem zeigten die Veranstalter Kostproben des Theater-Musicals „Eine starke Frau geht ihren Weg – Die frühen Jahre der Marie Juchacz“, das am 23. Oktober 2019 in Mosbach uraufgeführt wird.
Die Festrede hielt Ulrich Graf, bis 2008 Geschäftsführer der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg und langjähriges AWO-Mitglied. „Die AWO gibt es nach 100 Jahren noch, sie ist nur etwas anders geworden als in den Tagen ihrer Gründung“, sagte er. „Wir müssen Erreichtes bilanzieren, die ideellen Grundlagen überprüfen und mit einem kritisch reflektierten Gestaltungsauftrag in die Zukunft gehen.“ Der Reichspräsident Friedrich Ebert habe mit der Gründung der AWO am 13.12.1919 den politischen Willen zu einer neuen Art der Wohlfahrtspflege gezeigt. Diese Wohlfahrtspflege geht auf die Initiative von Marie Juchacz zurück, die eine Mitwirkung der Arbeiterschaft als unabdingbar ansah. „Das Prinzip der konfessionell organisierten Caritas (Nächstenliebe) wurde ersetzt durch das Prinzip der Solidarität!“, erklärte der Festredner.
Einige Schülerinnen und Schüler vom Auguste-Pattberg-Gymnasium Neckarelz (APG) spielten Szenen und sangen Lieder aus dem szenischen Bühnenspiel mit Musik „Eine starke Frau geht ihren Weg – die frühen Jahre der Marie Juchacz“. Nachtarbeit in der Fabrik, der Kampf für Frauenrechte und die Auseinandersetzung von Marie Juchacz mit ihrem Mann Bernhard, diese Szenen gaben einen ersten Eindruck vom Theaterstück. Außerdem sang der APG-Chor drei sehr berührende Lieder. Schon dieser Auftritt im Probenstadium des Stückes war eine Augenweide und ein Ohrenschmaus; er verdeutlichte die unglaubliche Professionalität der Theaterarbeit.
Ein besonderes Statement gab Hansjörg Seeh ab, ehemaliger Freiburger Bürgermeister und nach langjährigem Vorsitz im Bezirk Baden heutiger Ehrenvorsitzender des AWO Bezirksverbands. Der 82-Jährige sprach über die derzeitigen Herausforderungen für den Wohlfahrtsverband AWO, der soziale Dienstleistungen für jedes Lebensalter anbietet. Zu wenig Personal in der Pflege und soziale Ungleichheit schon im Kindes- und Jugendalter veranlassten ihn zur Forderung: „Die AWO engagiert sich als Verband für die Verbesserung der Lebensumstände. Gleichzeitig gibt es Parteien und Vereinigungen, die einfache Lösungen propagieren und damit ein leichtes Spiel haben. Wir müssen gegen Parteien wie die AfD kämpfen!“
Gabriele Teichmann, 1. Vorsitzende der AWO Neckar-Odenwald, beleuchtete die Rolle der AWO als großer Arbeitgeber in der Region und bundesweit: „Die Werte der AWO, nämlich Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Toleranz und Solidarität, sollen auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genießen“, sagte sie. „Wir arbeiten stetig daran, dass die Arbeitsbedingungen gut sind. Gleichzeitig habe ich unsere Mitarbeiter ins Herz geschlossen und freue mich über die Freundlichkeit, die mir von Seiten der Beschäftigten entgegenkommt!“
Zum Schluss der Veranstaltung wurde Ulrich Graf für seine 45-jährige Mitgliedschaft bei der AWO und sein großes Engagement geehrt: Er erhielt von Thomas Krczal, 1. Vorsitzender des AWO Kreisverbands Heidelberg, als Auszeichnung den „AWO Ehrenfelsen“. Zum Abschluss der Veranstaltung fand Ulrich Graf treffende Worte: „Jetzt habt Ihr den Job – macht ihn gut!“
Kartenvorbestellung für das Musical am 23. und 24.10.2019 unter Tel.: 06291 642 542
Zu den Bildern
Bild oben: Thomas Krczal (1. Vorsitzender AWO Heidelberg, hinten) ehrte Ulrich Graf mit dem „AWO Ehrenfelsen“.
Bild mitte: Die Talk-Runde mit Patrick Bach, Ann-Christin Boll, Chiara Weber, Lehrerin Anja Radetzki, Wiebke Stölting, Norbert Franck, Gabriele Teichmann, Moderatorin Friederike Kroitzsch und mit dem AWO Ehrenvorsitzenden Hansjörg Seeh (von links).
Bild unten: Szene aus dem Theater-Musical: Marie und ihre Mitarbeiterinnen aus der Fabrik diskutieren das neue Nachtarbeitsverbot für Frauen.
Bildrechte: Frank Heuß